Wir sind was wir sind, doch könnten wir werden, was wir denken...

Denn was wir sind, das ist das Ergebnis vieler Jahre. Das Ergebnis von Entscheidungen, die wir selbst getroffen haben, und von solchen, die andere für uns trafen, oder auch von jenen, die von anderen gar nicht für uns getroffen wurden, sich aber auf uns auswirkten.

So können wir permanent nur danach handeln, was die Erfahrungen unseres Lebens uns gelehrt haben. Ist das aber wirklich so? Denn neben dem Handeln, dass ja möglicherweise durch die uns bekannte Erwartung unserer Umwelt an uns mitgesteuert wird, gibt es ja noch unser Denken. Bei vielen Menschen sind Handeln und Denken nicht immer eins. Aber muss oder sollte es das immer sein? Oder ist es nicht vielmehr manchmal von Vorteil, wenn nicht unser Denken unser Handeln beeinflusst?

Eine kleine Geschichte dazu:

Ein Mensch hat mit einem anderen Menschen eine Meinungsverschiedenheit. Aus Zeitgründen kann kein Gespräch darüber stattfinden, doch ist man sich immerhin so weit einig, dass man das Thema lieber nicht schriftlich weiter diskutieren möchte. Fehlt doch so viel bei einer schriftlichen Auseinandersetzung, was eine gute Kommunikation braucht. Mimik. Gestik. Tonfall. 

Man kommt also überein, dass man Ruhe einkehren lässt. Wobei der eine der Gesprächspartner, nennen wir ihn Senor A,  auch gar keinen weiteren Bedarf hat, vergangene Geschichten zu zerreden. Man ist sich ja nicht Feind und wenn man sich begegnen sollte, könnte man auch zusammen einen Kaffee trinken. Alles ganz problemlos. Der andere aber, er sei unser Senor B, der hat ein Problem. Er möchte reden. Über alles und jeden und trägt dabei ein Problem im Visier. 

So gehen, auf den zeitlichen Umstand habe ich schon hingewiesen, mehrere Wochen ins Land. Senor B merkt, dass Senor A nicht mehr im Urlaub ist, meldet sich und fragt ob der noch ausstehenden Aussprache an. Senor A steht zu seinem Wort, merkt aber auch an, dass er nicht so genau weiß, worüber nun geredet werden solle. Er denkt nicht böse dabei! Er möchte es einfach für sich wissen. Denn er sieht da mehrere Themen, zu denen er grob die Vorstellung hat, dass Senor B sie ansprechen möchte. Also fragt er. Schließlich möchte er nicht falsch liegen. Doch Senor B ist empört, sieht darin - ja, was sieht er nur darin? Das werden wir und das wird Senor A nicht mehr erfahren in diesem Leben. Denn Senor B kündigt die Freundschaft und erklärt, Senor A sei wohl doch so ein schlechter Mensch, wie er früher schon über ihn dachte.

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Senor A und Senor B sind was sie sind. Beide haben sicher nach ihrem eigenen Ermessen völlig richtig gehandelt. Sie haben ihr Handeln nach dem gerichtet, was sie sind. Oder vielleicht doch, nach dem, was sie denken? Was hat dann wohl Senor B über seinen ehemaligen Kumpanen gedacht, dass er nicht einfach die Frage nach dem anstehenden Gesprächsinhalt beantworten konnte? Hat er in all der Zeit, in der er auf eine Gelegenheit wartete, damit gerechnet, dass Senor A absagt? Hat er darauf gewartet, dass er Senor A die Meinung sagen kann, an die er stest dachte? Hatte Senor A dann überhaupt eine Chance auf eine wirklich Aussprache?

Der Talmud warnt: Achte auf deine Gedanken, sie können Wirklichkeit werden!

Wonach handeln wir also und wonach sollten wir handeln? 

Ich glaube, dass wir sehr vorsichtig mit unseren Handlungen sein sollten. Gerade wenn wir sie mit einer bestimmten Meinung über einen anderen Menschen verknüpfen. Da wir aber ganz sicher sind was wird sind, müssen wir unsere Gedanken wach halten, um nur das zu werden, was wir wirklich sein wollen. Schon mal drüber nachgedacht? Hm?