Drei-Länder-Tag

Da während der letzten Nacht im Hotel mein Zelt im Durchgang zum Skikeller trocknen konnte, liege ich nun wieder im Schlafsack darin. Rundherum dringt Gemurmel aus anderen Zelten und Stück für Stück kehrt Ruhe ein.

Meine Gedanken wandern zu asphaltierten Kurven, in denen Möhre und ich die K60 mittlerweile komplett nutzen , über unsere ersten Schottererlebnisse hin zu doofen Momenten, wenn bei 18% Gefälle wieder einmal die Bremse versagt. Aber was bis dahin passiert ist, war und ist pure Lebensfreude!

Der Blick am Morgen aus dem Fenster weckt noch gemischte Gefühle. Sonnenschein pur sieht anders aus und ich hoffe nur, dass die Straßen nicht zu nass sind. Der Großglockner wartet, wir wollen außerdem auf die Edelweißspitze und dann soll es ja ohne Asphalt nach Italien gehen. Nun ja...Matsch ist okay. :-D

Mittlerweile sind Möhre und ich ja ein gutes Team, so genießen wir die Kurven über den Großglockner, die ab der Hälfte zum Glück abgetrocknet sind. Für kleine Umwege haben wir an diesem Tag keine Zeit, denn wir müssen zum Checkpoint. Der nicht den ganzen Tag wartet... Also geht es in flotter Gangart dem Berg hinaus und schließlich wieder ein Stück hinunter. Pünktlich angekommen treffen wir alte Gesichter wieder, nehmen einen schnellen Kaffee und weiter geht es.

 

Irgendwann kommt dann das für mich an diesem Tag schönste Stück des Weges: ohne Asphalt hinauf zur Straniger Alm! Auf unserer ersten Schotterstrecke waren Möhre und die K60 sofort ein gutes Team, während ich noch mit der Übersetzung der Gänge ein deutliches Problem hatte. Doch heute düsen wir  in trauter Dreisamkeit zur Straniger Alm durch den Wald. Möhre hat die K60 im Griff und ich die Gänge. Gelegentliche Blicke in den Rückspiegel zeigen fliegende Steine und C. hält Abstand. Auf der Alm angekommen erfahre ich dann, dass das Jauchzen bis zu meinem Hintermann zu hören war und dieser auch noch mitgemacht hat. :-) Das Kreisgrinsen in meinem Helm wird zu meinem Dauerbegleiter an diesem Tag und lässt sich auch durch die blöde Bremse nicht beeindrucken.

Auf der Alm schließt sich uns noch ein Pärchen an und so fahren wir zu fünft Richtung Italien weiter. Hier gibt es keine Straßenschilder, keine Hinweise an Gabelungen und bis wir den richtigen Abzweig gefunden haben, müssen wir manches Mal drehen. Doch hier stört das nicht. Die Berglandschaft, der Ausblick,... es ist alles so beeindruckend, so erhebend, dass jeder "falsche" Weg einfach nur ein zusätzlicher Genuß ist.

Doch irgendwann landen wir tatsächlich in Italien, wo wir dann feststellen, dass es bereits 18 Uhr und Zeit für die Campingplatzsuche ist. Also die Handys gezückt, ein schneller Blick und ... der nächste CP liegt in etwa einer Stunde Entfernung in Slowenien. Nix wie hin und dann entpuppt sich das Eco Natur Camp in Kranjska Gora als traumhaftes und liebevoll angelegtes Ruheplätzchen. WIe wunderbar!

An einer Tankstelle wird noch schnell ein kühles Stiefelbier besorgt und da die Supermärkte bereits geschlossen haben, die Abgelegenheit kein Restaurant bietet, wird das Abendessen mit den Trocken-Vorräten gestaltet. Auch mal wieder schön.

Und dann ist der Tag zu Ende, ich liege glücklich in meinem Zelt in diesem wundervollen Land Slowenien, denke bereits an den nächsten Tag mit Vrsic, Mangart und Co und ich starte im horizontalen Tiefflug in das Land der Träume....