Thüringen mit kleinem Gepäck - Teil 1

Es gibt solche spontanen Geschichten. Da hatte man eigentlich ganz was anderes vor und dann findet man sich plötzlich auf dem Motorrad wieder. Na gut, plötzlich doch auf zwei Rädern unterwegs sein ist jetzt nicht so ungewöhnlich für mich.  Mit kleinem Gepäck reisen schon eher.

Eigentlich wollte ich das Wochenende mal zuhause bleiben. Aber wenn man einen Satz schon mit "eigentlich" beginnt, ist die Planänderung ja irgendwie schon vorprogrammiert. 

Ich starte also  - wieder einmal - direkt nach Feierabend. Diesmal sind keine Koffer an Elsa, denn ich werde bei einem lieben Mitmenschen übernachten, der mir dann sein Thüringen zeigen möchte. Also fährt nur eine kleine Tasche quasi sls Sozia mit.

Es ist langes Wochenende, doch ich habe keinen Brückentag und starte deshalb "erst" am Freitagmittag. Noch eine Stunde vor dem Start schüttet der Himmel Wasser von oben, als wolle er an einem einzigen Tag sämtliche Wasserspeicher der Erde wieder auffüllen. Doch gegen Mittag zeigt die Sonne sich und der kurze Gedanke des Umstiegs auf Elliot schwindet mit dem sich auflösenden Wasser auf dem Asphalt dahin.

Mein Weg führt mich über kleine Straßen durch den Vogelsberg Richtung Rhön. Ganz grob könnte man sagen: Gießen-Schlitz-Meiningen.

Der Himmel leuchtet in seinem wunderschönsten Blau mit einem strahlenden Weiß hübscher Wattewölkchen um die Wette. Ab und zu scheinen sich die Wolken zusammenrotten und mir die Tour vermasseln zu wollen. Doch entgegen aller Wettervorhersage bleiben Elsa und ich trocken. 

"Fahr nicht so viele Schlenker", war die Ansage für meine Anreise. "Die fahren wir am Samstag ", hatte es geheißen. Also bemühe ich mich um den Verzicht auf Kreisstraßen. Doch als ich Thüringen erreiche und auf dem Navi die geschwungenen Linien der kleinen Rhön-Sträßchen auftauchen, muss ich einfach abbiegen. 

Und dann fahre ich hoch nach Geba und frage mich, ob die Einheimischen noch wissen, wie schön es hier ist. Die Rhön erhebt sich über den gesamten Horizont. Kuppe um Kuppe zeigt sich hier noch der Wald im Frühlingsgrün. Kurve um Kurve genieße ich die wundervolle Natur, die nur knapp drei Stunden von meinem Zuhause entfernt entdeckt werden will. Es ist so wunderbar!

Und obwohl ich es nie wollte, obwohl ich es seit Jahren erfolgreich verhindert habe, schafft Thüringen es, mich zum Rapsbild zu zwingen. Das Blütengelb ist einfach direkt vor die traumhafte Aussicht gepflanzt und mogelt sich so auf ein Bild mit Elsa!  ????

Am Abend erwartet mich ein heimisches Stiefelbier und ich bin gespannt auf die Kurven, die mir für den nächsten Tag angekündigt werden. 


Kommentare:

Selten hat mich ein Text so gefesselt wie deiner. Man erlebt deine Touren förmlich mit. Bin aus Zufall auf deinen Reisebericht gestoßen, da ich mich gerne über Umgebungen und lohnende Ziele informiere. Wir sind zwar nicht mit einem Motorrad unterwegs, sondern mit unserem Wohnmobil (ohne Namen) und Trulla (unser Navi), die uns schon oft auf unbefestigte Straßen geschickt hat... Ein Erlebnis war es immer. Ich werde dir mal folgen und freue mich auch deine weiteren Berichte. Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt! Karin

Karin Landl
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Lieben Dank!
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Und der CP ist auch für WoMos empfehlenswert!

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Liebe Eva, vielen Dank für Deinen wunderschönen Reisebericht, der mich wie Flügel sanft berührt und in höhere Sphären geleitet.
Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß.
Frohe Ostern und liebe Grüße
Sabine *love*

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Toller Blog, 'bin gespannt welche Geschichte(n) du schreibst...
Liebe Grüße
Werner

Werner Krauskopf
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Sehr schön.... die Bilder, die Texte, die Emotionen die rüber kommen. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Talent.

Koll Markus
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Vielen Dank! :-)

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Thüringen mit kleinem Gepäck - Teil 1

Es gibt solche spontanen Geschichten. Da hatte man eigentlich ganz was anderes vor und dann findet man sich plötzlich auf dem Motorrad wieder. Na gut, plötzlich doch auf zwei Rädern unterwegs sein ist jetzt nicht so ungewöhnlich für mich.  Mit kleinem Gepäck reisen schon eher.

Eigentlich wollte ich das Wochenende mal zuhause bleiben. Aber wenn man einen Satz schon mit "eigentlich" beginnt, ist die Planänderung ja irgendwie schon vorprogrammiert. 

Ich starte also  - wieder einmal - direkt nach Feierabend. Diesmal sind keine Koffer an Elsa, denn ich werde bei einem lieben Mitmenschen übernachten, der mir dann sein Thüringen zeigen möchte. Also fährt nur eine kleine Tasche quasi sls Sozia mit.

Es ist langes Wochenende, doch ich habe keinen Brückentag und starte deshalb "erst" am Freitagmittag. Noch eine Stunde vor dem Start schüttet der Himmel Wasser von oben, als wolle er an einem einzigen Tag sämtliche Wasserspeicher der Erde wieder auffüllen. Doch gegen Mittag zeigt die Sonne sich und der kurze Gedanke des Umstiegs auf Elliot schwindet mit dem sich auflösenden Wasser auf dem Asphalt dahin.

Mein Weg führt mich über kleine Straßen durch den Vogelsberg Richtung Rhön. Ganz grob könnte man sagen: Gießen-Schlitz-Meiningen.

Der Himmel leuchtet in seinem wunderschönsten Blau mit einem strahlenden Weiß hübscher Wattewölkchen um die Wette. Ab und zu scheinen sich die Wolken zusammenrotten und mir die Tour vermasseln zu wollen. Doch entgegen aller Wettervorhersage bleiben Elsa und ich trocken. 

"Fahr nicht so viele Schlenker", war die Ansage für meine Anreise. "Die fahren wir am Samstag ", hatte es geheißen. Also bemühe ich mich um den Verzicht auf Kreisstraßen. Doch als ich Thüringen erreiche und auf dem Navi die geschwungenen Linien der kleinen Rhön-Sträßchen auftauchen, muss ich einfach abbiegen. 

Und dann fahre ich hoch nach Geba und frage mich, ob die Einheimischen noch wissen, wie schön es hier ist. Die Rhön erhebt sich über den gesamten Horizont. Kuppe um Kuppe zeigt sich hier noch der Wald im Frühlingsgrün. Kurve um Kurve genieße ich die wundervolle Natur, die nur knapp drei Stunden von meinem Zuhause entfernt entdeckt werden will. Es ist so wunderbar!

Und obwohl ich es nie wollte, obwohl ich es seit Jahren erfolgreich verhindert habe, schafft Thüringen es, mich zum Rapsbild zu zwingen. Das Blütengelb ist einfach direkt vor die traumhafte Aussicht gepflanzt und mogelt sich so auf ein Bild mit Elsa!  ????

Am Abend erwartet mich ein heimisches Stiefelbier und ich bin gespannt auf die Kurven, die mir für den nächsten Tag angekündigt werden.