Ostern in Slowenien - Reisebericht Teil 3

Touristenspektakel 

Heute geht es in südlicher Richtung in einen neuen Tag. Meine Ziele sind die Höhlen von Postojna und die Höhlenburg in Predjama. Natürlich auf kurvigen Wegen, durch slowenische Skigebiete und – wie könnte es anders – mit großen Anteilen unbefestigter Straßen. Es ist ein Genuss für mich, dass dieses Land sich für die ländlich gelegenen, kleinen Ortschaften und/der Anwesen den Asphalt spart. Die spärliche Besiedelung macht es möglich.

Doch zuerst erwarten mich die traumhaften Kurven über Polje nach Bohinjska Bistrice, die ich nun schon gut kenne. Und dann geht es die 909 entlang bis nach Soriska planina. Ein Skigebiet, in dem der Betrieb jetzt schon eingestellt ist, wo die Größe des Parkplatzes aber den winterlichen Betrieb erahnen lässt. Je höher ich komme, desto kälter wird es. Auf dem Parkplatz zeigt Elsa noch 2° an. Brrrr… Ein schnelles Foto vor den letzten Schneeresten am Rande des leeren Parkplatzes und dann schnell weiter, die Finger an den auf höchste Stufe gestellten Heizgriffen.

Durch den kurzen Stopp habe ich nun ein anderes Motorrad vor mir. Deutsches Kennzeichen, voll bepackt. In Zgornja Sorica trennen sich unsere Wege aber schon wieder. Ich folge der 909, die sich mit guten Asphalt am Berg entlang Richtung Süden in sanften Kurven windet, wechsele schließlich auf die 403, um dann nach einem kleinen Serpentinenangebot am Brunarica Slap einen Stopp einzulegen. Doch die Gaststätte an diesem als Bikertreff scheinenden Punkt hat zu der frühen Morgenstunde noch geschlossen. Egal, die Strecke bis hierhin war ein einziger Motorradfahrertraum

In Hudajuzna sagt mein Navi mir, dass ich nach links abbiegen soll. Hmm…Da ist eine kleine Holzbrücke. Ein Schild mit Einfahrtverbot für LKW. Gewichtsbegrenzung auf 6t, Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h. Ich erinnere mich, dass hier die nächste, vorgeplante Schotterpassage kommen müsste und biege ab. Leider vergesse ich in meiner Euphorie ein Foto. Diese Einfahrt hätte ich nie gefunden, wenn mein Navi mich nicht hätte schicken wollen!

Der Schotter beginnt und im Aufstehen nehme ich noch das Schild war, dass diesen Weg als die Straße nach Jesenica kennzeichnet. Es ist atemberaubend! Wenn es so etwas doch auch zuhause zu erleben gäbe! Ich fahre auf einem Schotterweg, der sich hier und da auch mal herausfordernd mit losem und gröberem Kies bergauf windet durch einen sonnendurchfluteten Wald. In mancher Kurve liegen am Wegesrand gelassen Hirsche und Rehe und schauen nur kurz auf, interessieren sich nicht wirklich für mich. Mal links und mal rechts des Weges plätschern friedlich kleinere und größere Bäche den Berg herunter und ich merke, wie sich ein Grinsen in meinem Gesicht und meinem ganzen Körper breitmacht.

Mein Navi, die Streckenplanung und die Realität stimmen nun teilweise nicht mehr wirklich überein. Laut Display soll ich an verschiedenen Stellen abbiegen, wo die Natur und die Landschaft mir steile Wiesen oder Wald anbiete. Ich folge einfach dem Weg, lasse das Navi vor sich hinrechnen und gelange dennoch irgendwann nach Jesenica, wo ich auf Asphalt zurückkehre. Was ein herrlicher Vormittag!

Über Sovodeni, Fuzine und Zin nähere ich mich nun wieder „zivilisiert“ meinem Ziel. Die Landschaft verändert sich. Die Hügel werden flacher, die Täler weiter. Hier ist es deutlich wärmer und die Natur schon weiter. Sehr viel grüner. Ab Logatec finden sich die ersten Schilder Richtung Postojna und ich ignoriere mein Navi, fahre quasi altertümlich nach dem, was das Land mir an Orientierung anbietet. So gelange ich schließlich zu den Höhlen von Postojna und erlebe einen Kulturschock.

Nach den letzten Tagen in friedlicher Ruhe, mit wenig Menschen und quasi kaum Verkehr, finde ich mich auf einem riesigen Parkplatzarreal wieder. Beschilderung für Autos, für Busse. Schranken und Parkeinweiser. Kassenhäuschen und am Berg ein riesiger Bau mit großen Lettern, was ich hier als Tourist besuchen kann. Menschenmassen bewegen sich wie ein träger Lindwurm von den Parkplätzen zu den Eingängen und ich stehe da und will nicht. Will nicht in dieser Menschenmenge untergehen, sondern weiter Ruhe und Natur und Friedlichkeit und Entspannung erleben. Ich fahre weiter. Die Höhlen sind bekannt, beliebt und mir wird deutlich, dass ein Ostersonntag nicht der geeignetste Tag für einen Besuch hier ist. Ich denke an meine Reisepläne für den Herbst, die mich – da bin ich mir mittlerweile sicher – noch einmal in dieses wunderschöne Land bringen werden, verschiebe den Höhlenbesuch in diese Zeit und fahre weiter Richtung Predjama.

Die Planung für Schotterstrecken von Postojna nach Predjama muss ich allerdings als Fehlplanung erkennen. Hier, im südlicheren und touristisch stark ausgebauten Teil Sloweniens, haben auch die Straßenschilder zugenommen. Der von mir geplante Trail ist als Fahrradweg gekennzeichnet und so folge ich wiederum der Beschilderung, die mich zuverlässig zu der Höhlenburg führt. Hier hält sich der Betrieb in Grenzen und nach kurzem Zucken und einem leckeren Imbiss aus meiner Hecktasche zahle ich den doch horrend hohen Eintrittspreis. Die Burg ist beeindruckend und ich beschließe für mich, das die Entscheidung richtig war. Und damit beende ich den touristischen Teil des Tages. Zurück in die Natur, in die Ruhe, in die Entschleunigung. Zurück auf die geliebten Schotterstrecken durch den Wald und Richtung Bohinj.

Es ist quasi der direkte Weg. Mal führt er mich über Asphalt, doch einen großen Teil der Strecke genießen Elsa und ich eine ungestörte Fahrt über Waldwege und Bergsträßchen, die sich sanft Richtung Norden bewegen.

Leider meldet sich irgendwann meine Bandscheibe. Sie will nicht mehr mitspielen, will eine Pause. Zurück bei Elliot kann ich mich kaum noch bewegen und ich weiß, den nächsten Tag werde ich nicht fahren können. Ich bedaure es sehr, denn für den dritten Tag hatte ich den Besuch der Hirtendörfer bei Velika Planina eingeplant. Natürlich auch wieder die ein und andere unbefestigte Straße. Das Wetter verspricht außerdem einen wunderschönen Sonnenschein. Doch was nicht geht, das geht nicht. Der Blick auf die Wetterprognose lässt mich dann alle weiteren Pläne umwerfen, denn am übernächsten Tag, für den ich guter Dinge bin, dass ich wieder auf Elsa unterwegs sein kann, ist Dauerregen gemeldet.

Just in diesem Moment melden sich Freunde, dass sie im Allgäu sind. Sie haben dort einen Wohnwagen fest auf einem Campingplatz stehen. Also bemühe ich ein weiteres Mal die Wettervorhersage. Dort soll auch am Dienstag noch die Sonne scheinen und somit ist der Rest meines Urlaubs beschlossen. Ich werde dieses wunderschöne Land verlassen und im Herbst wiederkehren.

Fazit

Slowenien war für mich lange Jahre immer nur ein Durchfahrtsland nach Kroatien. Es lag halt so auf dem Weg. Da ich noch nie auf dem Motorrad nach Kroatien angereist bin, hatte ich auch bis zu diesem Urlaub keine Gelegenheit, dieses kleine, am Rande der Julischen Alpen gelegene Land zufällig kennenzulernen.

Ich bin froh und dankbar für die ungeahnt mir zugeflogenen Tipps, meine Ostertage dort zu verbringen. Und ich weiß, ich war nicht das letzte Mal dort.

Es war nur ein kurzer Einblick in die Vielfalt dieses Landes, in die wunderschöne Natur, in die Möglichkeiten, die man als Offroad-begeisterter Motorradfahrer dort hat. Mir fehlt so manches an Sehenswürdigkeiten, ich habe die Kulinarik des Landes noch nicht kennengelernt und auch an dem berühmten Schloss auf der Insel im Bleder See bin ich immer nur von der Ferne schauend vorbeigefahren.

Doch wenn mich jemand fragen würde, ob sich ein Besuch in Slowenien lohnt, dann gibt es ab jetzt für mich nur eine Antwort: Ja!


Kommentare:

Selten hat mich ein Text so gefesselt wie deiner. Man erlebt deine Touren förmlich mit. Bin aus Zufall auf deinen Reisebericht gestoßen, da ich mich gerne über Umgebungen und lohnende Ziele informiere. Wir sind zwar nicht mit einem Motorrad unterwegs, sondern mit unserem Wohnmobil (ohne Namen) und Trulla (unser Navi), die uns schon oft auf unbefestigte Straßen geschickt hat... Ein Erlebnis war es immer. Ich werde dir mal folgen und freue mich auch deine weiteren Berichte. Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt! Karin

Karin Landl
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Lieben Dank!
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Und der CP ist auch für WoMos empfehlenswert!

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Liebe Eva, vielen Dank für Deinen wunderschönen Reisebericht, der mich wie Flügel sanft berührt und in höhere Sphären geleitet.
Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß.
Frohe Ostern und liebe Grüße
Sabine *love*

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Toller Blog, 'bin gespannt welche Geschichte(n) du schreibst...
Liebe Grüße
Werner

Werner Krauskopf
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Sehr schön.... die Bilder, die Texte, die Emotionen die rüber kommen. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Talent.

Koll Markus
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Vielen Dank! :-)

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