Ostern in Slowenien - Reisebericht Teil 1

Auf nach Slowenien

Ich starte am Gründonnerstag nach Feierabend in den spontanen Urlaub nach Slowenien. Denke mir nichts dabei, dass Feiertage anstehen. Ich fahre immer einfach los, wie es mir passt. Im ersten Stau fällt mir dann der Unterschied auf: ich sitze in Elliot und Elsa steht hinter mir, statt dass ich auf ihre sitze.

Doch Elliot kann sich nicht mal eben von links nach rechts in die Lücken nach vorne durchmogeln. Hmmm….im Radio sagt der ADAC, man soll nicht am Karfreitag losfahren. Den Gründonnerstag haben sie vergessen. Nun denn, ich stehe also im Stau. Auch egal. Schließlich bin ich im Urlaub und nein, ich werde mich nicht aufregen und in Hektik verfallen.

In Deutschland verliere ich durch die Staus eine Menge Zeit, in Österreich durch die Geschwindigkeitsbeschränkungen und in Slowenien habe ich mir überlegt, dass man bei knappen 100km ja nicht auf die Autobahn muss und auf die Vignette verzichten kann. Das nimmt mein Navi klaglos hin und schickt mich über den Wurzenpass. Okay…ganz deutlich eine GS-Straße. Weite Strecken mit einer Steigung von 18%, viele Kurven, schlechter Belag. Doch Elsa steht in Elliot. Schaut mir über die Schulter und springt so heftig in der Federung auf und ab, als wolle sie mir sagen, dass ich ein Idiot bin und diese Straße auf ihr fahren sollte. Recht hat sie. Machen ist trotzdem gerade nicht.

Ein paar Mal muss ich stehen bleiben, denn Elsa ist kurz davor, sich loszureißen. Konsequent binde ziehe ich die Gurte nach und ab Slowenien hat sich der schlechte Zustand des Passes erledigt. Die Straße ist super, was Elsa aber nicht daran stört, weiter in ihren Gurten zu meckern. Also wieder ab und zu stehen bleiben, Gurte nachziehen und dennoch – oder gerade deswegen –  gelangen wir irgendwann sicher an den Bohinjski Jezero. Den See, an dessen Ufer laut Internet ein wunderschöner, naturbelassener Campingplatz liegt. Ein Platz, der Ruhe und Stille verspricht, in einem Naturschutzgebiet und ein super Ausgangspunkt für Motorradtouren in die Julischen Alpen. Außerdem mittendrin im Triglav Nationalpark und der mich mit wunderschönen Bildern gelockt hat. Ich werde nicht enttäuscht. Es einfach nur herrlich und ich bin froh, mich für diesen Punkt entschieden zu haben. Allerdings ist es ja tatsächlich das erste Mal, dass ich an einem festen Standort bin und dieser liegt am Ende einer Sackgasse. Ich bin gespannt, wie ich damit klarkomme.

Der Urlaub beginnt

Es ist gerade erst Mittag, als ich mein Ziel erreiche. Ich lade Elsa aus, richte Elliot ein. Spanne ein Tarp auf, da für den Nachmittag Regen angekündigt ist und stelle Stuhl und Tisch auf. Nun könnte ich ein Stückchen fahren. Mache ich heute aber noch nicht. Elsa ist erst ab morgen, wenn wieder Sonne gemeldet ist, an der Reihe.

Heute bringen mich erst einmal meine Füße in den Triglav Nationalpark. Genauer gesagt, zum Slap Savica. Ein Wasserfall, den ich dank frischen Dopings meines Knies erwandern kann. Denke ich. So laufe ich die ca. 4km zu diesem Wasserfall – und stehe vor einem Kassenhäuschen. Okay, 3 €. Das geht.

Was ich bis dahin nicht wusste: ich darf nun ca. 550 Stufen den Berg hochlaufen. Unterschiedlich weit auseinander stehende Stufen. Mit verschieden langen Abschnitten naturbelassener Wege dazwischen. Die Wege sind schön, aber hauptsächlich sind es eben ca. 550 Stufen. Ich zähle sie erst auf dem Weg hinunter. Hinauf weiß ich ja noch nicht, dass sich das Mitzählen lohnt. Zum Glück lohnt es sich aber auch, die Stufen zu erklimmen. Der Wasserfall ist allerdings dabei für mich weniger das Lohnenswerte. Es ist vielmehr die Aussicht während des Weges. Bis hinunter an den See kann man schauen, während sich links und rechts majestätisch die Berge erheben und ganz oben noch die weißen Schneefelder zu sehen sind. Ich freue mich, dass ich diesen Weg auf mich genommen habe und mein Knie gerade mal mitspielt. Wie schade, wenn ich dieses schöne Fleckchen Natur nicht gesehen hätte.

Auf dem Weg zurück fängt es an zu regnen. Das war angekündigt. Deswegen hatte ich Elsa heute auch nach dem Geschaukel durch die Berge eine Ruhepause verordnet.

Es ist ein schöner Regen. Ein warmer Frühlingsregen. Der betörend duftet und das Leben um sich herum verteilt. Es riecht nach Wachstum, nach Sonne, nach Wärme. Nach frischer Luft und Leben. Ich wandere durch den Regen zurück zum Campingplatz und bin glücklich. Genieße die Natur, höre die Vögel zwitschern, neben mir plätschert ein türkis-grün strahlender Fluß in Richtung See.

In diesem Moment ist alles einfach nur gut. Ruhe breitet sich um mich herum und in mir drin aus. Der Weg führt mich am Savica entlang, der von dem Wasserfall bis in den See fließt. Das Wasser ist nicht tief und sucht sich mit einer so reinen und beeindruckenden Klarheit seinen Weg durch ein steiniges Bett. Die Farbe des Wasser schimmert von weißer Durchsichtigkeit mit einem nur zu erahnenden grünen Touch bis hin zu einem unfassbar strahlenden Türkis, fast Grün. Der Fluss scheint regelrecht in dieser Farbe zu strahlen und egal wie tief das Wasser stellenweise auch wird, ist jederzeit der Grund zu sehen, als seien ein paar Steine gerade nur kurz bewässert worden. Mein Blick folgt dem Fluss und ich genieße es, wie die Natur mich in ihren Bann zieht.

Leider regnet es sich dann doch richtig ein. Es kühlt ab und der Schlafmangel der vergangenen Nacht lässt mich zusätzlich frieren. So packe ich mich in Elliot. Und ja, ich bin froh, jetzt nicht im Zelt hier zu sein. Alles richtig gemacht, denke ich, mache den Heizlüfter an, lege mich hin und kann endlich ein Stündchen schlafen…

Am Abend hat sich dann das Wetter wieder beruhigt. Schnell bereite ich mir ein Abendessen zu, halte noch ein paar Gedanken aus der Anreise und von diesem beeindruckenden, ersten Tag in Slowenien fest und gehe schließlich zufrieden und gelassen in mein Bett, in einen gesunden und erholsamen Schlaf.


Kommentare:

Selten hat mich ein Text so gefesselt wie deiner. Man erlebt deine Touren förmlich mit. Bin aus Zufall auf deinen Reisebericht gestoßen, da ich mich gerne über Umgebungen und lohnende Ziele informiere. Wir sind zwar nicht mit einem Motorrad unterwegs, sondern mit unserem Wohnmobil (ohne Namen) und Trulla (unser Navi), die uns schon oft auf unbefestigte Straßen geschickt hat... Ein Erlebnis war es immer. Ich werde dir mal folgen und freue mich auch deine weiteren Berichte. Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt! Karin

Karin Landl
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Lieben Dank!
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Und der CP ist auch für WoMos empfehlenswert!

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Liebe Eva, vielen Dank für Deinen wunderschönen Reisebericht, der mich wie Flügel sanft berührt und in höhere Sphären geleitet.
Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß.
Frohe Ostern und liebe Grüße
Sabine *love*

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Toller Blog, 'bin gespannt welche Geschichte(n) du schreibst...
Liebe Grüße
Werner

Werner Krauskopf
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Sehr schön.... die Bilder, die Texte, die Emotionen die rüber kommen. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Talent.

Koll Markus
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Vielen Dank! :-)

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