On- und Offroad
Ist es schon Offroad, wenn "nur" der Asphalt fehlt oder gehört mehr dazu?
Heute ging es jedenfalls ganz schön zur Sache!
Wir kommen erst spät los, da uns der Wanderpfad von vorgestern noch in den Knochen steckt. Am Einstieg in das Val Noana wecken die atemberaubenden Felsformationen in der lichtdurchfluteten Schlucht aber wieder unsere Lebensgeister, während wir den steten Blick auf den Wildbach mit all seinen kleinen und größeren Wasserfällen genießen.
Als der Asphalt endet, versuchen wir das italienische Hinweisschild zu verstehen. Für uns scheint klar: wir können legal bis zum Refugio an der Chiesetta delle Vederne, aber danach werden wir zurück müssen und können das Offroadstück nicht durchfahren. So what...rein da!
Ich merke schnell, wie anstrengend es ist, mit meiner pseudocrosserigen Erika bergauf mit dem Gepäck nicht stehend fahren zu können. Dieses Gewichtsproblem muss ich noch lösen, schiebe das gedanklich aber erstmal ins virtuelle Notizbuch.
So frisch am Morgen bekomme ich das gut verkraftet und all der grobe, lose Kies, die Auswaschungen und Wacker im Weg können uns nicht aufhalten. Pfff!
Nach einer kurzen Rast fahren wir weiter, natürlich unter korrekter Beachtung von Verbotsschildern. Denken wir! Aber ein freundlicher Herr in Forstoutfit hält uns mit Spitzhacke in der Hand an, kommt auf mich zu. Ich mache Erika aus und lausche seinen Worten. Das breite Grinsen vor lauter Freude verkneife ich mir aber zum Glück. Denn er schickt uns genau dorthin, wo wir die Fahrt als verboten dachten! Wir müssen nicht umdrehen! Wir dürfen, jetzt dann tatsächlich legal, weiterfahren und werden mit einem schönen Schotterweg belohnt. Bergab. Was mit Erika wunderbar stehend funktioniert!
Nach einer entspannten Fahrt auf Asphalt heißt es dann wieder: unbefestigte Straße. Und diese hat es in sich! Zunächst geht es lässig in schönen Kurven am Berg entlang. Aber dann beginnen die Serpentinen. Und der "Weg" zeigt, was der starke Regen der vergangenen Wochen aus einer Schotterstraße machen kann. Lose Schotterfelder als Fahrspur, bestehend aus groben Steinen, unterbrochen und gekreuzt von Auswaschungen, mit Kehre an Kehre bei teils 20% Steigung. Und Erika zwingt mich auf den Sattel.
In irgendeiner Kehre verlässt mich kurz die Konzentration und zack...Erika schläft ein. Wobei man sich ja bekanntlich hinlegt.
Aufheben, Krone richten, weiter! (Nur mein Ego und ein Handguard haben Kratzer. Der im Ego ist schlimmer!)
Später ist es bei einem steilen Geröllstück dann die einfach nicht mehr vorhandene Kraft, die mir zur sitzenden Bewältigung fehlt. Aber hier war es wenigstens kein klarer Fahrfehler von mir und das Krönchen ist schneller gerade, als Erika wieder aufgehoben.
Am Ende des Tages sind wir zwar erschöpft, aber überglücklich und schaffen es noch vor dem Ausbruch des bereits grummelnden Gewitters, ein nettes Hotel zu finden.
Eines aber ist klar: die Kennenlernphase für Erika und mich ist rum und die Kehrenhatz läuft --- on- wie offroad!
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