On my way by Elsa

Der Tag steht für mich unter dem Motto "Anreise an die franz. Grenze", denn heute will ich mit einer kleinen Vogesentour richtig in den Urlaub starten. Was ich nie für möglich gehalten hätte, sind bereits die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich auf mir doch so bekannten Strecken erlebe.

Ich starte nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht, da mich die Aufregung einfach nicht loslässt. Immer wieder frage ich mich, was ich vergessen habe, was noch fehlt. Meine Katzen spüren meine Aufregung und verziehen sich. Auch egal, sie müssen ja die nächsten fast vier Wochen ohne mich aushalten.

Der Taunus verwöhnt mich mit einem wunderschönen Spätsommertag und ich genieße die Luft, die Freiheit und endlich unterwegs zu sein. Bereits auf der Rheinfähre kommt das erste, nicht durch das Fahren hervorgerufene Grinsen, die erste unerhoffte, freundliche Begegnung und Unterhaltung mit wildfremden Menschen. Die erste Ahnung, was mich als Alleinreisende auf dem Motorrad erwarten könnte, steigt in mir auf.

Ich nehme die Fähre in St. Goarshausen. Hinter mir fährt ein älterer, zum Wohnmobil ausgebauter Transporter auf die Fähre und mit freundlichen Gesten einigen der Fahrer und ich uns zwinkernd, dass er in völlig korrektem Abstand angehalten hat. Er steigt aus und noch während mir sein Honda-Shirt auffällt, bekomme ich prompt ein Kompliment, dass ich als Frau eine solche Maschine fahre und bei dem Gepäck ja sicher eine größere Reise vorhabe. Ich bin ja nun ein redseliger Mensch und quatsche schnell mal viel mit meiner Umwelt. So sind wir schnell im Gespräch über Motorräder und Reisen und Erlebnisse, über Regionen und Menschen und Eindrücke fremder Kulturen. Diese Fährfahrt hätte gerne länger dauern dürfen. Bestimmt hätte dieser ältere Biker mir noch manche Story erzählen können. Aber der Rhein ist ja bekanntlich nicht sooo breit.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setze ich kurze Zeit später auf der anderen Rheinseite meine Fahrt in Richtung Hunsrück fort. Dies heißt für mich auch, dass ich langsam auf unbekannte Straßen kommen werde. Dabei erwarte ich hier nichts spektakulär Beeindruckendes. Ich bin schließlich erstmal "nur" im Hunsrück. Umso erstaunter bin ich dann aber, als ich auf zauberhaften, das GS-Herz erfreuenden und die Stoßdämpfer testenden Wegen lande. Bilder flimmern durch meine Gedanken. An breite, gut ausgebaute Straßen. Ohne Schlaglöcher und mit sanften Kurven. Straßen, wie sie so oft für Tagestouren befahren werden, wenn man mit den verschiedensten Menschen auf unterschiedlichsten Motorrädern unterwegs ist.

Die Menschen sind dabei so verschieden wie die Maschinen. Die Straßen müssen dabei für alle passend sein. Je unterschiedlicher die Menschen und ihre Fahrzeuge sind, desto unaufgeregter muss der Weg sein, damit alle gleichzeitig und gut und erfreut an der schönen Fahrt an ein Ziel gelangen können. Doch heute bin ich alleine unterwegs. Heute müssen die Wege nur für mich und meine Elsa passen. Und wir lieben nun einmal die kleinen Wege. Die kleinen Straßen, mit wenig Verkehr. Der häufig schlechte Zustand dieser Straßen interessiert uns nicht. Meine Elsa ist dafür gebaut, mir ist die Natur lieber als zu viel Asphalt.

Der Weg durch den Hunsrück ist neu für mich, denn ich habe versucht, die kleinsten Sträßchen auszusuchen. Und wenn ich es nicht besser wüsste, könnte das quasi schon in den Vogesen sein. Die für mehr als sechs Tonnen gesperrte Straße ist kaum breiter als ein Auto und Kurve für Kurve schlängelt sie sich den Berg hinauf. Wer hätte gedacht, dass es das bei Daxweiler gibt! Elsa schnurrt zufrieden vor sich hin, die Sonne scheint und ich erreiche etwas nördlich von Saarlouis die französische Grenze. Mein Plan ist es, hier schon ein wenig französische Luft zu schnuppern und kurz vor meinem Ziel, ohne Straßbourg zu durchqueren, wieder über den Rhein nach Deutschland zu wechseln. Hier bin ich nun völlig fremd und da passiert es zum ersten mal: mein Navi schaltet sich aus und macht einen Neustart.

Ausgerechnet jetzt! Ich kenne mich nicht aus, dank Wolken kann ich nicht nach Sonne fahren und der Verkehr sowie die fehlende Parkmöglichkeit lassen kein Anhalten zu. Okay. Innerlich aufrichten und bei völliger Ahnungslosigkeit für die Welt drumherum scheinbar gezielt abbiegen. Klappt. Aber warum biegt hier sonst niemand ab? Weil die Einheimischen nicht so blöde sind wie ich. Oder nicht so aufgeregt. Auf jeden Fall haben die das Sackgassenschild gesehen oder gekannt! Der kurze Abstecher hat glücklicherweise gereicht, dass mein Navi wieder mitspielt und ich sehr schnell auf meine Route zurückfinde.

Ich bin noch keinen ganzen Tag unterwegs und bin noch nicht wirklich in ferneren Regionen. Ich könnte von hier aus ganz leicht die nächste Autobahn finden und innerhalb von zwei, maximal drei Stunden wieder zuhause sein. Was für absurde Gedanken!

Mir wird mit einem Mal klar, dass ich jederzeit stranden kann. Ich könnte jederzeit eine Panne haben oder gar einen Unfall, der meine Reise schlagartig beendet. So wie damals am Bodensee, auf meiner allerersten Fahrt ganz alleine. Die nur eine einzige Woche durch Süddeutschland gehen sollte und dann nur drei Tage dauerte.

Mit wird mit einem Mal klar, dass ich zwar in Zentraleuropa unterwegs bin, dass aber das Reisen eben nicht nur eine Frage der Region ist. Das Abenteuer ist nicht unbedingt immer die Ferne, die Fremde, das Sein in einer völlig ungewohnten Kultur. Nein, das Reisen ist einfach der Weg, auf dem so vieles passieren kann. Es ist die Ungewissheit, was passieren wird, was man erleben wird und ob alles gut gehen wird. Auch in Zentraleuropa.

Doch so schnell wie diese Gedanken kommen, muss ich sie auch wieder ziehen lassen. Ich sitze nun einmal auf dem Motorrad und das erfordert meine Konzentration. So lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Wenn das Navi ausfallen möchte, bitteschön. Aber Elsa und ich müssen heil bleiben, dann wird alles gut.

Am Ende des Tages blicke ich zurück auf traumhaft schöne Sträßchen, interessante Gespräche mit wildfremden Menschen, ein unverhofftes Stück Weg ohne Asphalt und sitze bei ganz lieben Gastgebern für die Nacht.

Nein, es war nicht nur ein Anreisetag! 

Ich freue mich darauf, noch ganz viel erleben zu dürfen! Egal was es sein wird...on my way...


Kommentare:

Selten hat mich ein Text so gefesselt wie deiner. Man erlebt deine Touren förmlich mit. Bin aus Zufall auf deinen Reisebericht gestoßen, da ich mich gerne über Umgebungen und lohnende Ziele informiere. Wir sind zwar nicht mit einem Motorrad unterwegs, sondern mit unserem Wohnmobil (ohne Namen) und Trulla (unser Navi), die uns schon oft auf unbefestigte Straßen geschickt hat... Ein Erlebnis war es immer. Ich werde dir mal folgen und freue mich auch deine weiteren Berichte. Liebe Grüße und allzeit gute Fahrt! Karin

Karin Landl
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Lieben Dank!
Es freut mich sehr, dass es dir gefällt. Und der CP ist auch für WoMos empfehlenswert!

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Liebe Eva, vielen Dank für Deinen wunderschönen Reisebericht, der mich wie Flügel sanft berührt und in höhere Sphären geleitet.
Weiterhin gute Fahrt und viel Spaß.
Frohe Ostern und liebe Grüße
Sabine *love*

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Toller Blog, 'bin gespannt welche Geschichte(n) du schreibst...
Liebe Grüße
Werner

Werner Krauskopf
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Sehr schön.... die Bilder, die Texte, die Emotionen die rüber kommen. Ich wünschte, ich hätte auch so ein Talent.

Koll Markus
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Vielen Dank! :-)

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On my way by Elsa

Der Tag steht für mich unter dem Motto "Anreise an die franz. Grenze", denn heute will ich mit einer kleinen Vogesentour richtig in den Urlaub starten. Was ich nie für möglich gehalten hätte, sind bereits die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich auf mir doch so bekannten Strecken erlebe.

Ich starte nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht, da mich die Aufregung einfach nicht loslässt. Immer wieder frage ich mich, was ich vergessen habe, was noch fehlt. Meine Katzen spüren meine Aufregung und verziehen sich. Auch egal, sie müssen ja die nächsten fast vier Wochen ohne mich aushalten.

Der Taunus verwöhnt mich mit einem wunderschönen Spätsommertag und ich genieße die Luft, die Freiheit und endlich unterwegs zu sein. Bereits auf der Rheinfähre kommt das erste, nicht durch das Fahren hervorgerufene Grinsen, die erste unerhoffte, freundliche Begegnung und Unterhaltung mit wildfremden Menschen. Die erste Ahnung, was mich als Alleinreisende auf dem Motorrad erwarten könnte, steigt in mir auf.

Ich nehme die Fähre in St. Goarshausen. Hinter mir fährt ein älterer, zum Wohnmobil ausgebauter Transporter auf die Fähre und mit freundlichen Gesten einigen der Fahrer und ich uns zwinkernd, dass er in völlig korrektem Abstand angehalten hat. Er steigt aus und noch während mir sein Honda-Shirt auffällt, bekomme ich prompt ein Kompliment, dass ich als Frau eine solche Maschine fahre und bei dem Gepäck ja sicher eine größere Reise vorhabe. Ich bin ja nun ein redseliger Mensch und quatsche schnell mal viel mit meiner Umwelt. So sind wir schnell im Gespräch über Motorräder und Reisen und Erlebnisse, über Regionen und Menschen und Eindrücke fremder Kulturen. Diese Fährfahrt hätte gerne länger dauern dürfen. Bestimmt hätte dieser ältere Biker mir noch manche Story erzählen können. Aber der Rhein ist ja bekanntlich nicht sooo breit.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen setze ich kurze Zeit später auf der anderen Rheinseite meine Fahrt in Richtung Hunsrück fort. Dies heißt für mich auch, dass ich langsam auf unbekannte Straßen kommen werde. Dabei erwarte ich hier nichts spektakulär Beeindruckendes. Ich bin schließlich erstmal "nur" im Hunsrück. Umso erstaunter bin ich dann aber, als ich auf zauberhaften, das GS-Herz erfreuenden und die Stoßdämpfer testenden Wegen lande. Bilder flimmern durch meine Gedanken. An breite, gut ausgebaute Straßen. Ohne Schlaglöcher und mit sanften Kurven. Straßen, wie sie so oft für Tagestouren befahren werden, wenn man mit den verschiedensten Menschen auf unterschiedlichsten Motorrädern unterwegs ist.

Die Menschen sind dabei so verschieden wie die Maschinen. Die Straßen müssen dabei für alle passend sein. Je unterschiedlicher die Menschen und ihre Fahrzeuge sind, desto unaufgeregter muss der Weg sein, damit alle gleichzeitig und gut und erfreut an der schönen Fahrt an ein Ziel gelangen können. Doch heute bin ich alleine unterwegs. Heute müssen die Wege nur für mich und meine Elsa passen. Und wir lieben nun einmal die kleinen Wege. Die kleinen Straßen, mit wenig Verkehr. Der häufig schlechte Zustand dieser Straßen interessiert uns nicht. Meine Elsa ist dafür gebaut, mir ist die Natur lieber als zu viel Asphalt.

Der Weg durch den Hunsrück ist neu für mich, denn ich habe versucht, die kleinsten Sträßchen auszusuchen. Und wenn ich es nicht besser wüsste, könnte das quasi schon in den Vogesen sein. Die für mehr als sechs Tonnen gesperrte Straße ist kaum breiter als ein Auto und Kurve für Kurve schlängelt sie sich den Berg hinauf. Wer hätte gedacht, dass es das bei Daxweiler gibt! Elsa schnurrt zufrieden vor sich hin, die Sonne scheint und ich erreiche etwas nördlich von Saarlouis die französische Grenze. Mein Plan ist es, hier schon ein wenig französische Luft zu schnuppern und kurz vor meinem Ziel, ohne Straßbourg zu durchqueren, wieder über den Rhein nach Deutschland zu wechseln. Hier bin ich nun völlig fremd und da passiert es zum ersten mal: mein Navi schaltet sich aus und macht einen Neustart.

Ausgerechnet jetzt! Ich kenne mich nicht aus, dank Wolken kann ich nicht nach Sonne fahren und der Verkehr sowie die fehlende Parkmöglichkeit lassen kein Anhalten zu. Okay. Innerlich aufrichten und bei völliger Ahnungslosigkeit für die Welt drumherum scheinbar gezielt abbiegen. Klappt. Aber warum biegt hier sonst niemand ab? Weil die Einheimischen nicht so blöde sind wie ich. Oder nicht so aufgeregt. Auf jeden Fall haben die das Sackgassenschild gesehen oder gekannt! Der kurze Abstecher hat glücklicherweise gereicht, dass mein Navi wieder mitspielt und ich sehr schnell auf meine Route zurückfinde.

Ich bin noch keinen ganzen Tag unterwegs und bin noch nicht wirklich in ferneren Regionen. Ich könnte von hier aus ganz leicht die nächste Autobahn finden und innerhalb von zwei, maximal drei Stunden wieder zuhause sein. Was für absurde Gedanken!

Mir wird mit einem Mal klar, dass ich jederzeit stranden kann. Ich könnte jederzeit eine Panne haben oder gar einen Unfall, der meine Reise schlagartig beendet. So wie damals am Bodensee, auf meiner allerersten Fahrt ganz alleine. Die nur eine einzige Woche durch Süddeutschland gehen sollte und dann nur drei Tage dauerte.

Mit wird mit einem Mal klar, dass ich zwar in Zentraleuropa unterwegs bin, dass aber das Reisen eben nicht nur eine Frage der Region ist. Das Abenteuer ist nicht unbedingt immer die Ferne, die Fremde, das Sein in einer völlig ungewohnten Kultur. Nein, das Reisen ist einfach der Weg, auf dem so vieles passieren kann. Es ist die Ungewissheit, was passieren wird, was man erleben wird und ob alles gut gehen wird. Auch in Zentraleuropa.

Doch so schnell wie diese Gedanken kommen, muss ich sie auch wieder ziehen lassen. Ich sitze nun einmal auf dem Motorrad und das erfordert meine Konzentration. So lenke ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Wenn das Navi ausfallen möchte, bitteschön. Aber Elsa und ich müssen heil bleiben, dann wird alles gut.

Am Ende des Tages blicke ich zurück auf traumhaft schöne Sträßchen, interessante Gespräche mit wildfremden Menschen, ein unverhofftes Stück Weg ohne Asphalt und sitze bei ganz lieben Gastgebern für die Nacht.

Nein, es war nicht nur ein Anreisetag! 

Ich freue mich darauf, noch ganz viel erleben zu dürfen! Egal was es sein wird...on my way...