Einmal Ohridsee und zurück - wieder nach Griechenland

Ich verlasse Griechenland an einem sonnigen Tag. Fahre gemütlich über kleine Straßen, teils nach Kompass und nicht nach abends im Zelt noch geplanter Route. Der Wind ist warm und der Duft nach dem Meer wird nach und nach von der Landluft verdrängt. Der Herbst zieht ein, die Bäume tragen bereits bunte Blätter und so manche Kurve verlangt nach Vorsicht. Dennoch ist es ein Genuss, mich langsam nach Albanien treiben zu lassen. Mein Ziel ist nun der Ohridsee, die hochgepriesene Forelle möchte ich dort probieren. Dass wieder einmal alles anders kommt als geplant, sollte mich ja nun wirklicht nicht verwundern. Wobei der erste Teil der Tagesplanung funktioniert.

Ich erreiche den Ohrid-See am späten Nachmittag und fahre den CP an, der mir empfohlen wurde. Er liegt jedoch zwischen Ufer und Hauptstraße. Das war angekündigt. Aber dass er soooo eingequetscht dort liegt, dass man quasi direkt neben der Haupstraße schläft? Nein, das gefällt mir nicht. Also ein schneller Blick in Google und zack: ein B&B! Ich fahre hin, in der Hoffnung, dass ein Zimmer frei ist. Ich erreich nach kurzer Zeit den kleinen Ort Lin, der auf einer kleinen Landzunge regelrecht in den See hineinragt. Im selben Moment, in dem ich das Schild von Rosas B&B erreiche, winkt mir eine freundliche Frau herzlich zu, spricht mich direkt auf Englisch an, ob ich reserviert habe. Bei meinem Nein, kommt sofort ein "no problem", dass sie ein Zimmer für mich hat und wo ich mein Motorrad parken kann. Im Hof vor ihrem B&B angekommen, schmunzle ich neugierig vor mich hin. Denn dort steht eine T7 mit Dortmunder Kennzeichen.

Das Glück ist mit mir, denn ich habe es gut getroffen und Rosa ist eine Seele von Mensch! Ich habe nicht nur ein schnuckeliges Zimmerchen, sondern bekomme auch ein lecker-lecker-lecker Abendessen. Rosa kocht echt guuut! Und ich lerne beim ABendessen Frank kennen. Ein Motorradreisender und Fotograf, der sich eigentlich - wie er mir erzählt - in Bolivien zuhause fühlt und derzeit nur mit der T7, die er bei Freunden in Dortmund stehen hat, auf einer kleinen Europatour ist, bevor es wieder nach Südamerika geht. Ich bin natürlich begeistert, wie immer, wenn ich Menschen kennenlerne, die in der ganzen Welt unterwegs sind. Wir verplaudern den Abend und beschließen, am nächsten Morgen zusammen die Grenze nach Nord-Mazedonien zu queren, bevor Frank Richtung Deutschland und ich wieder Richtung Griechenland fahren werde. Denn kurz zuvor habe ich das Wetter für die nächsten Tage gecheckt und was soll ich sagen...mit der Flucht in die Sonne habe ich ja schon eine Woche zuvor gute Erfahrungen gemacht. Also werde ich das wiederholen! :-)

Nur leider habe ich vergessen, in Griechenland noch Euros zu holen und mit Karte bezahlen ist nicht. Also muss ich in den nächsten Ort zum Geldautomat. Und dies beschert mir den wirklich einzigen Angstmoment auf meiner Reise.

Zunächst ist es kaum möglich, an einen Geldautomaten zu gelangen. Überalls sind die Straßen dorthin entweder von einem Markt oder durch eine Hochzeit gesperrt. Letztendlich wage ich es einfach und quere den Markt. Gefolgt von begeisterten Blicken der Kinder, schmunzelnden Blicken mancher Frauen und bösen Blicken mancher Männer. Doch ich gelange an mein Geld und schließlich wieder auf eine Straße, die nicht gesperrt ist. Dort passiert es. Mit einem Mal stehe ich eingekeilt von vier schwaren Limousinen, deren verdunkelte Scheiben nichts von den Insassen erkennen lassen, bergab auf 270kg Motorrad ohne Chance zu drehen. Mein Magen rumort und meine Augen folgen einem Mann, der aus einer der Limousinen aussteigt, sich langsam in meine Richtung und an mir vorbeibewegt. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Scanne nur mit den Augen den Gehweg und beschließe, dass dies ein Fluchtweg sein könnte. Der Mann verschwindet aus meinem Blick und ist auch in den Rückspiegeln nicht zu sehen. Dann, ganz plötzlich, setzen sich zwei der Limousinen in Bewegung und machen mir den Weg frei. Schnell lege ich den ersten Gang ein und verschwinde. Puh. Wenn man mich hier gecasht hätte, niemand hätte etwas mitbekommen, niemand hätte etwas erfahren. Doch bereits nach wenigen Minuten bin ich mir sicher, dass das nur ein Mißverständnis war und ich nie in Gefahr war.

Kurze Zeit später bin ich wieder bei Rosa, kann mein Zimmer bezahlen, frühstücke und packe und dann geht es los. Zurück in die Sonne Griechenlands.

 


Kommentare:

Hallo Eva, wir haben uns grad dieses WE in Seelbach beim GS-Girls Treffen kennen gelernt und Brigitte und ich haben gleich ein wenig auf deinen Seiten gestöbert. Die sind einfach super und und wenn die Links wieder funktiinieren, lesen wir gerne weiter. Mach weiter so, lebe den Spirit und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Liebe Grüsse, die Schwezer Brigitte und Peter

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Hallo Eva, einen super Blog hast Du da. Mit Begeisterung hab ich alles am Stück gelesen und dabei Deinen Mut bewundert. Ich mache gerade mit knapp 49 meinen A Schein und hoffe, dass ich irgendwann auch den Mut und die Möglichkeit finde solche Reisen zu machen.
Viele liebe Grüße Nicole

Nicole
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Hallo Nicole,
vielen Dank und ich freue mich, dass dir meine Seite gefällt!!!
Ich kann dich nur ermuntern, zu reisen. Auf diese Art würde zu reisen. Es ist unheimlich erfüllen! :-)

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