Vernebelte Stille – oder von der Suche nach dem Licht

Es ist November. Nach unendlich vielen Wochen voll Licht und Wärme eines scheinbar nicht enden wollenden Spätsommers sind sie jetzt da. Die Tage mit dem Nebel. Mit dem weißen Nichts. An denen es gefühlt gar nicht hell werden möchte, obwohl wir den Nebel als weiß empfinden. Besser gesagt, als eine weiße Wand, die nicht nur optisch die Welt zu verschlucken scheint, sondern sie auch still macht.

So sitzen wir oft da, schauen auf diese weiße Wand, tragen in uns dieses Gefühl, dass die Welt um uns herum klein, begrenzt, dunkel und still ist und sitzen da – gefühlt allein.

Doch ist das wirklich so?

Betrachtet man den Nebel einmal aus wissenschaftlicher Sind, so ist er weder eine undurchdringliche Wand noch dunkel. Doch die Erklärung, auf welche Weise feinste Wassertröpfchen in der Atmosphäre entstehen, wie kalte und warme Luftmassen dazu beitragen und was dies für die Beugung und das Brechen der Lichtstrahlen bedeutet – es hilft uns in unserer Gefühlswelt nicht weiter. Die sogenannte „dunkle Jahreszeit“ hat ihre eigenen Gesetze für unser Befinden. Ob Wohlbefinden oder Trübsal, ob freudig und offen oder schweigsam und zurückgezogen. Wissenschaftliche Erklärungen können uns dabei zwar die Naturgesetze verdeutlichen, doch helfen sie uns nicht.

Es sei denn, wir nehmen wissenschaftliche Erklärung und Erkenntnisse für unser Empfingen hinzu und geben uns so selbst die Chance, das Licht wahrzunehmen. Denn es ist ja nicht verschwunden, nur weil uns gerade alles etwas dunkler und gedämpfter vorkommt.

Ein Sprichwort sagt: „Um klarer zu sehen, genügt manchmal ein Wechsel der Blickrichtung!“

Dafür müssen wir uns bewusstmachen, dass es auch im Nebel, auch an kalten und an gefühlt dunklen Tagen, etwas zu sehen gibt. Wie beispielsweise das Wunderwerk eines Spinnennetzes, an dem sich tausende Wassertröpfchen abgesetzt haben und es in all seiner zarten Feinheit doch nicht zerstören.

Wenn Sie also wieder einmal an einem Nebeltag in gefühlter Dunkelheit des mittags unterwegs sein sollten, dann schauen Sie mal in die Vorgärten. An den Sträuchern, Gräsern und immergrünen Hecken sind sie. Versteckt manchmal und doch erkennbar. Die Wunder der Natur, die uns auch an scheinbar stillen und trüben Tagen ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Und sei es nur durch ein inneres Lächeln.

Haben Sie das schon einmal probiert?